Donnerstag, 25. Juli 2013

Wie wird der FC Bayern München unter Pep spielen? - eine mutige Prognose

Zuletzt habe ich mich frei nach dem Vorbild Peps, einen Abend mit eben jenem beschäftigt. Ich kramte im Archiv nach seiner Zeit bei Barca schaute mir ein  paar schematische Aufstellung oder auch Spielszenen an. Erst da fiel mir auf bzw. wieder ein, dass man das 3-4-3 als Standartsystem zur Verfügung hatte.
Dann habe ich Pep geknackt - ich weiß was er tun wird.


Barcelona 2010-2011

Barcelona schematisch im 3-4-3
Vor der Dreierkette, die teils konservativ, teils auch mit Außenverteidigern besetzt war, spielte meist Busquets in seiner Paraderolle aber auch Keita besetzte diese Position im einfacheren Stil. Wichtig fürs System war, dass auf den Halbpositionen der Mittelfeldraute Spielgestalter ihren Platz fanden. So spielte meist Xavi oder Iniesta dort; überraschend auffällig oft bekam Thiago Alcantara den nebenliegenden Platz. Er hatte dann die Aufgabe, dem dominaten Spieler neben sich öfters Platz zu machen und Richtung Flügel auszuweichen, um diese auch mal im Halbfeld zu okkupieren. Thiagos Fähigkeiten sowohl als Spielgestalter ("8") oder als "7" zu agieren brachten die wichtige Balance zur assymetrischen Abwehr- und Sturmreihe. ("Thiago oder nix.)
Denn rechts spielte meist Danni Alves, der als eine Art Wing-Back allein die rechte Seite bearbeitetet, während links sich ein Stürmer (Villa, Pedro, Sanchez) mit dem Außenverteidiger-Innenverteidiger-Hybrid Abidal die Seite teilte. Diese beiden Außen blieben konsequent breit und klebten praktisch an der Außenlinie. Erst im letzten Drittel - unmittelbar vorm Torbaschluss - suchten sie Läufe in die Sturmmitte oder hinter die Abwehrkette.
Das Sturmduo wurde je nach Gegner variabel besetzt - natürlich fand Messi immer irgendwo einen Platz. Er spielte endweder als vorderster Spieler in einer recht hohen Rolle der false Nine und wurde mit Fabregas als tieferen Gegenpart komplettiert. Dieser sollte ihm mit gegengesetzten Läufen Räume öffnen. Gleiche Aufgabe hatte die Alternative mit einem recht echten Stürmer, wie Villa oder Sanchez, der dann vor Messi spielte.

zurück zum FCB..

Aber hey, Pep will doch im 4-1-4-1 spielen lassen?
 Für mich ist das ein reines Mediengerücht.
Das 4-1-4-1 der ersten  Testspiele

Laut DerBayernBlog schien der einzige Unterschied zum alten 4-2-3-1 ein erhöhter Abstand zwiehen den Sechsern, einer ging also in der Art eines Box-to-Box-Players nach vorne. So entsteht eine Art Raute in recht hoher Position, die aber so sehr die Positionen miteinander tauschte, dass man sie als eine Kette ansah. Außerdem sollen die Außenverteidiger mehr Außenstürmer  gewesen sein.
Insgesamt könnte man die Stelung mit 2-1-1-3-1 + breite Außenverteidiger beschreiben.
Und wenn Außenverteidiger hoch angekommen sind, der Sechser abgekippt ist, steht man in - na? - einem 3-4-3 mit exakt der selben Raumaufteilung wie oben beschrieben (nur offensiv natürlich).








Aber in den letzten Testspielen, beim Telecom-Cup oder dem Hoeneß-Cup, spielte der Rekordmeister ein klares und fast klassisches 4-3-3.
4-3-3 mit breiten Flügelstürmern
Die Außenstürmer waren grundsätzlich extrem breit, hatten aber perfektes Timing, in die Mitte zu kommen oder Läufe hinter die Abwehr zu starten. In diesen Momenten gaben die Außenverteidiger allein die Breite. Die Achter erzeugten zentrale Verbindungen und hilten den Ballfluss am Laufen. Insgesamt war es ein (noch) recht positionsgetreues etwas weitreichenderes Tiki-Taka und eirinnerte an ältere Barcelona-Teams, die noch stärker auf den Anfängen des holländischen Totalen Fußball aufbauten.

Ich denke, dass mit diesem Grundstein in die Saison gestartet wird. Im 4-3-3.
Von dort aus werden immer weitere Veränderungen, bzw Weiterentwicklungen am Team vollzogen werden.
So wird die Fluidität immer weiter ausgebaut, die Aufgabenfelder oder -bereiche werden immer weiterläufiger, bis sie ganz aufgelöst werden.

Der Schritt vom 4-3-3 zum 3-4-3

Ich glaube kaum, dass wir eine echte Umstellung erkennen werden. Es wird kaum ein Schritt, denn ein Kriecher.
Als Pep Guardiola die Dreierkette längst etabliert hatte, sprachen viele, wie zum Beispiel zonalmarking, immernoch von einem 4-3-3.
Der Grund war, dass man nominell mit der selben Besetzung wie früher spielte. Nur nach und nach, von Spiel zu Spiel, wurde Alves immer offensiver. Er coverte die komplette rechte Seite und schob so den rechten Außenstürmer, hier Sanchez, zentraler. Hintendran schob der halbrechte Innenverteidiger teils raus und ließ jene Hybrit-Dreierkette entstehen.
Barca im (4-3-3) 3-4-3 2011


Selbes erwarte ich bei Bayern. Mit Alaba hat man den perfekten Alleskönner. Er kam als gelernter Linksaußen zum FCB und wurde dann erst zum Linksverteidiger umfunktioniert. Immernoch spielt er in der österreichischen Nationalmannschaft Zehner oder Achter. Zuletzt spielte er in den letzten Minuten den Hoeneß-Cup ebenfalls Linksaußen. Mit Alaba hat Pep wohl den perfekten Spieler, den er wie Alves Spiel um Spiel immer höher schieben kann, gleichzeitig langsam restliche Automatismen anpasssen kann, bis man das 3-4-3 perfektioniert hat. In dieser Zeit wird dann zum Beispiel der nominelle Linksaußen, meist wohl Ribery, also immer zentraler und als eine Art Zehner eingesetzt. (Laut Medien fragte Pep Ribery im ersten Training, ob er zentral spielen könne!)



Wie wird das 3-4-3 aussehen? Personalfragen

Aus den letzten Interviews schließe ich, dass Martinez als Inneverteidiger eingeplant ist. Den Pivote-Job vor der Abwehr wird dann Schweinsteiger oder Thiago ausfüllen. Dante ist für den halblinken Part hinter dem höheren Alaba perfekt. Er ist extrem schnell und kann als Linskfuß gut in die offenen Räume gehen. Als Rechtsverteidiger könnte dann, falls er dafür eingeplant ist, Lahm in seiner absichernden Rolle spielen, allerdings käme auch Boateng in Frage. Er ist zwar gelernter Innenverteidiger, hat aber schon öfter den Rechtsverteidiger belegt und müsste in dieser Rolle auch nicht vor Offensivdrang sprudeln, sondern primär absichern. Dazu kommt noch der momentan in Tespielen meist eingesetzte Rafinha.
Für die Achterpositionen kommen wohl nur Kroos, Thiago und Lahm in Frage. Auch deshalb war der Thiago-Wechsel so wichtig.
Im Laufe der Saison könnte ich mir Linksaußen auch manchmal - oder in Schlussphasen - Shaquiri vorstellen. ("Vielleicht kann Xerdan Linksverteidiger spielen?" -Guardiola)
Den rechten Winger wird wohl Robben geben. Obwohl er vor der Saison von fast jedem als sicherer Abgang festgemacht wurde, sehe ich ihn auf dieser Position als perfekt an. Er ist es gewohnt breit an der Außenlinie zu bleiben und verspührt nicht diesen Drang wie Ribery oder Götze in die Mitte zu kommen. Gleichzeitig kann der Verteidiger ihn nie zu alleine lasse, da er mit Anlauf im Dribbling extrem gefährlich ist. Mit seiner starken Geschwindigkeit sind seine Läufe hinter die Abwehr sehr gefährlich. Eine Alternative zu ihm ist Müller, der aber wohl zentral besser aufgehoben sein wird. Dazu gleich.
prognostiziertes 3-4-3 mit verschiedenen Personalmöglichkeiten
Am interessantesten wird das zentrale Pärchen des Stürmers und Zehners. Ich glaube Anfangs wird noch der klassische Stürmer Mandzuckic (meist) spielen. Als Partner hinter sich brächte er dementsprechend einen wendigen Spieler, der viele Aufgaben im Zehnerraum übernimmt. Wie oben gesagt wird das wohl Ribery oder eben auch Götze. Mandzuckic wird dann die Innenverteidiger okkupieren, um den Zehner hinter sich freizuräumen. Außerdem kann er Ausweichbewegungen auf den Flügel zeigen, die dem Zehner Raum für Tiefensprints geben.
Im laufe der Saison wird der echte Stürmer dann aber wohl immer öfter durch die False Nine Götze ersetzt (den Guariola auch unbedingt haben wollte!). Der perfekte Partner für Götze wäre dann wohl Müller in seiner Rolle als Raumdeuter. Götze würde mit rückfallenden Bewegungen Räume suchen, während Müller vorwärtsgerichtet offene Räume andeutet. Hier hätte man also eine sehr ähnliche Aufgabenteilung wie beim Duo Messi-Fabregas. Problematisch könnte es nur werden, dass Götze nicht die ganz hohe individuelle Klasse Messis hat.



Natürlich ist es vermessen, den Bayerncouch durchschaut haben zu wollen. Aber all die Interviews, alle Wechsel, all die Testspiele scheinen mit Hinblick aufs 3-4-3 viel sinnvoller. Plötzlich ist das Mittelfeld gar nicht mehr so überfüllt, sondern alle Spieler sind wohl gewählt und passen genau ins Konzept.
Dieses 3-4-3 wäre nur zu interessant zu beobachten. Kann es zu noch höheren Ballbesitzzahlen verhelfen? Reicht die Dreierkette aus, die ganze Breite abzudecken? Werden nicht viele Bundesligateams über Flanken kommen und es zerreißen? Ist es das System der Zukunft?

Und zuguterletzt; wird Pep überhaupt so vorgehen, wie ich es beschrieben habe?